Effiziente Flugplanung
und -durchführung
Durch eine vorausschauende und effiziente Flugplanung sowie -durchführung kann der Treibstoffverbrauch und somit auch der CO2-Ausstoß gesenkt werden.
Vor dem Flug muss die ideale Flugroute geplant werden. Dabei müssen etwa die aktuelle Wetterlage und Luftraumfreigaben berücksichtigt werden. Auch die bestmögliche Beladung und Gewichtsverteilung sowie ein effektives Erlös- und Kapazitätsmanagement, also eine hohe Passagierauslastung, sind für einen möglichst effizienten Flug von Bedeutung.
Diese Parameter wirken sich bei der Flugplanung auch auf die Menge des getankten Kerosins und damit auf das Gesamtgewicht des Flugzeugs aus. Moderne Analysetools verbinden die Echtzeitanalysen mit der Auswertung historischer Daten. Das hilft den Piloten, schnell auf aktuelle Wetterereignisse, freiwerdende Lufträume oder Streckeninformationen zu reagieren und so die effizienteste Strecke fliegen und Treibstoff einsparen zu können.
Kerosin sparen vor dem Flug: auslasten, beladen und betanken
Die Fluggesellschaften haben ein großes Interesse daran, alle Plätze eines Flugzeugs zu besetzen. Ein möglichst vollbesetzter Flug ist aus wirtschaftlicher Sicht gut für das jeweilige Unternehmen. Und: Je höher die Auslastung eines Fluges, desto geringer ist der Kohlendioxidausstoß pro Passagier. Doch auch die Beladung und Betankung eines Flugzeuges sind für den Treibstoffverbrauch entscheidend.
Durch die ständige Optimierung des Erlös- und Kapazitätsmanagements erzielen Fluggesellschaften eine stetig hohe Auslastung ihrer Flüge. Mit einer durchschnittlichen Auslastung im weltweiten Luftverkehr von 82,5 Prozent im Jahr 2019 haben sich die Fluggesellschaften in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert. Auf Deutschland bezogen bedeutet dies, dass der Treibstoffverbrauch pro Passagier und 100 km auf 3,44 Liter reduziert werden konnte.
Flugzeuge sind kontinuierlich besser ausgelastet
Treibstoff und CO2 werden auch durch eine bessere Gewichtsverteilung bei der Beladung eingespart: Die optimale Platzierung der Passagiere und der Fracht verbessert die Lage des Flugzeugs in der Luft und damit die Aerodynamik – das verringert die CO2-Emissionen um zwei bis drei Prozent. Es gibt weitere Methoden, mit denen Flüge noch ökoeffizienter durchgeführt werden können, wie zum Beispiel die Flügelklappen möglichst aerodynamisch zu positionieren oder die Reisegeschwindigkeit zu optimieren. Damit schaffen es Piloten, dass der geplante Kerosineinsatz weiter reduziert wird.
Kerosin im Flugzeug bedeutet zusätzliches Gewicht. Die Fluggesellschaften nehmen daher in der Regel nur so viel Treibstoff mit, wie für einen sicheren Flug notwendig ist. Denn ein leichteres Flugzeug verbraucht zum einen weniger Kerosin und kann zum anderen höher fliegen und somit aufgrund des niedrigeren Luftwiderstands in größeren Höhen ebenso den Treibstoffverbrauch reduzieren. Da ein Flugzeug während des Fluges um das Gewicht des verbrauchten Treibstoffs leichter wird, kann ein Steigen auf eine andere Höhe nach einiger Flugzeit sinnvoll sein. Unterstützt werden die Piloten dabei auch durch innovative Flugplanungssysteme.
Intelligente Nutzung der Flugzeug-Echt-Daten reduziert CO2-Ausstoß
Während eines Fluges werden mit dem Flugschreiber – auch Black Box genannt – Daten gesammelt. Lufthansa und Lufthansa Cargo nutzen das Analysetool „Ops Monitor and Efficiency Gap Analyzer“ (OMEGA) des IT-Spezialisten Honeywell-Aviaso, das diese Daten nutzt, um das Fliegen treibstoffeffizienter und somit kohlendioxidärmer zu machen.
Die Einführung des IT-Tools ermöglicht, während des Fluges gesammelte Daten zum Treibstoffverbrauch im Nachgang systematisch zu analysieren und beispielsweise einen präzisen Plan- und Ist-Abgleich von geflogenen Strecken vorzunehmen. Ergebnis ist eine optimierte Flugplanung und -durchführung, die zu mehr Effizienz und weniger CO2-Ausstoß führt.
Neben den Daten aus dem Flieger werden Flugplan-, Ladepositions- und operationelle Daten wie z. B. verschiedene Zeitstempel in das System eingespielt. Die aus den Daten entwickelten Ideen und Maßnahmen konnten bereits zur Reduktion der CO2-Emissionen pro transportierter Tonne beitragen und haben zusammengenommen schon im ersten Jahr zur Einsparung von rund 10.000 Tonnen Kohlendioxid geführt.
OMEGA hilft auch dabei, die Flugplanung zu optimieren, indem eine präzise Bestimmung der tatsächlich geflogenen gegenüber der geplanten Route erfolgen kann. Durch dieses Vorgehen lassen sich Abkürzungen besser identifizieren, beispielsweise dann, wenn durch die Auswertung der Daten erkenntlich wird, dass zum Zeitpunkt eines Fluges ein Sperrgebiet in der Regel nicht aktiv ist. Der Pilot kann sich dann während des Fluges aktiv per Funk eine Überfluggenehmigung für das militärische Sperrgebiet einholen. Bei einer Flugroute zwischen dem norwegischen Stavanger und Frankfurt verkürzt sich die Strecke so mithilfe von OMEGA um rund 72 km und spart pro Flug rund 1.900 Kilogramm CO2 ein.
Dass sich die Auswertung der flugzeug- und streckenspezifischen statistischen Daten lohnt, zeigt auch die optimierte Tankentscheidung der Piloten, die durch das IT-Tool unterstützt wird und Treibstoff pro Flug noch situationsgerechter tanken kann. Der Kerosinpuffer für unvorhergesehene Ereignisse kann so minimiert werden, wodurch die Lufthansa Cargo ihre CO2-Emissionen um 2.400 Tonnen pro Jahr senken konnte.
Flugroutenoptimierung mit innovativen Flugplanungssystemen
Wann ist eine Flugroute optimal? Darauf gibt es mehr als eine richtige Antwort, denn es ist davon abhängig, ob es die schnellste Route sein soll, die kostengünstigste oder die mit dem geringsten Treibstoffverbrauch. Die Flugplanungssysteme geben die Antwort.
Viele Airlines setzen bei der Streckenoptimierung auf innovative Flugplanungssysteme. Als Grundlage für die Berechnung der am besten geeigneten Route dienen alle für den Flug relevanten Daten, das Wetter und die aktuelle Luftraumsituation wie Luftraumbeschränkungen.
Da für jeden Flug ein individueller Flugplan berechnet wird, können von der Flugsicherung auch kurzzeitig freigegebene zusätzliche Lufträume berücksichtigt werden. Bei der Suche nach der effizientesten Route werden alle möglichen Strecken unter Berücksichtigung des geplanten Gewichts und der vorhergesagten Winde in allen fliegbaren Höhen miteinander verglichen. Dabei wird z. B. versucht, Gebiete mit starken Gegenwinden zu meiden und wenn möglich auch Rückenwind zu nutzen.
Eines der eingesetzten Flugplanungssysteme nennt sich Lido/Flight von der Lufthansa Systems. Bei Tests wurden die vom System errechneten Flugrouten mit 4.000 Flugplänen anderer Flugplanungssysteme verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass sich je nach Optimierungsziel der Treibstoffverbrauch, die Flugzeit oder die Flugkosten im Schnitt mit Lido/Flight um bis zu zwei Prozent reduzieren lassen. Entsprechend sinkt auch der Ausstoß von Kohlendioxid. Mittlerweile setzen weltweit rund 125 Fluggesellschaften das System ein.