Klimaschutzprojekte,
Emissionszertifikate und
internationale Vereinbarungen

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Von der UN zertifizierte Klimaschutzprojekte haben ihren Ursprung im Kyoto-Protokoll. Mit dem Kyoto-ProtokollKyoto-ProtokollDas internationale Abkommen legte erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern fest. hat die internationale Staatengemeinschaft 1997 unter dem Dach der Vereinten Nationen erstmals eine absolute und rechtlich bindende Begrenzung des Ausstoßes von Treibhausgasen in einem völkerrechtlichen Vertrag verankert. Darin wurde auch festgehalten, dass Staaten Klimaschutzprojekte zur CO2-Einsparung in anderen Ländern finanzieren können, um ihre eigenen Reduktionsziele zu erreichen. Denn für das Weltklima spielt es keine Rolle, an welchem Ort Treibhausgase eingespart werden. Jede Reduktion kommt gleichermaßen dem globalen Klima zugute. Unvermeidbare Emissionen können also an anderer Stelle kompensiert werden – etwa in zertifizierten Klimaschutzprojekten.

In der Praxis heißt das: Emittenten kaufen für eine bestimmte Menge Kohlendioxid, die sie selbst nicht vermeiden konnten, Klimaschutz-Zertifikate. Mit dem dadurch eingenommenen Geld wird dann in einem Klimaschutzprojekt die entsprechende Menge Kohlendioxid eingespart, beispielsweise indem eine klimaschädliche Energiequelle durch eine klimafreundliche ersetzt wird, sprich: ein Dieselgenerator wird durch ein Biomasse-Kraftwerk ersetzt.

Von den Vereinten Nationen wird der internationale Luftverkehr in seiner Gesamtheit als ein Emittent angesehen, der mit einem Staat gleichgesetzt wird. Damit können die Kyoto-Regelungen für Nationalstaaten zu Klimaschutz und Klimaschutzprojekten auch auf den Luftverkehr übertragen werden. Das wird spätestens 2020 greifen: Dann tritt das marktbasierte Klimaschutzinstrument CORSIACORSIACarbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation Globales marktbasiertes Klimaschutzinstrument für den Luftverkehr. für den Luftverkehr in Kraft und damit werden Fluggesellschaften ihren wachstumsbedingten CO2-Anstieg dadurch kompensieren können, dass sie Klimaschutzprojekte finanzieren, mittels derer CO2 an anderer Stelle reduziert wird. Das Kyoto-Protokoll sieht dafür bislang zwei verschiedene Formen von Klimaschutzprojekten vor.

Bei den beiden Formen – den sogenannten Kyoto-Mechanismen – handelt es sich um:

a) Joint Implementation (JI) oder auch Gemeinschaftsreduktion

b) sowie um Clean Development Mechanism (CDM) oder auch Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung.

Unter Joint Implementation fallen Projekte, die partnerschaftlich zwischen zwei Industriestaaten durchgeführt werden, die sich dem Kyoto-Protokoll – und damit beide zu Reduktionszielen – verpflichtet haben. Projekte des Clean Development Mechanism hingegen werden in einem Entwicklungsland durchgeführt, das selbst keiner Reduktionspflicht unterliegt. Dabei soll im letzteren Fall auch die nachhaltige Entwicklung in den Ländern grundsätzlich unterstützt werden. Die Emissionseinsparungen werden zertifiziert.

Die Mechanismen tragen dazu bei, dass Emissionen dort eingespart werden, wo die Kosten am geringsten sind. Für den Klimaschutz ist es unerheblich, wo Treibhausgase eingespart werden – Hauptsache es passiert. Häufig werden sie in Entwicklungs- und Schwellenländern durchgeführt. Hier sind sie in der Regel nicht nur kostengünstiger umsetzbar, sondern können durch die Investition zudem einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten. Entsprechende internationale Vereinbarungen, Regelungen und Standards sorgen dafür, dass die Investitionen und somit die Klimaschutzprojekte nicht nur zur CO2-Reduktion führen, sondern dass auch die lokale Bevölkerung vor Ort von den Projekten profitiert, so zum Beispiel durch Wissenstransfer, die Schaffung von Arbeitsplätzen und Investitionen in die Infrastruktur.

Die Klimaschutzprojekte unterliegen strengen Auswahlkriterien, um entsprechende Emissionsgutschriften angerechnet zu bekommen – ausgenommen ist beispielsweise der Bau von Kernkraftwerken. Mittlerweile gibt es allein im Bereich des Clean Development Mechanism mehr als 8.000 Projekte.

Aktuell stehen die Klimaschutzprojekte auf dem Prüfstand: Die zweite Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls läuft 2020 aus und soll durch das auf der Weltklimakonferenz im Dezember 2015 beschlossene Pariser Abkommen abgelöst werden. Dafür werden aktuell unter anderem die Standards und Kriterien der bestehenden Klimaschutzprojekte überprüft und gegebenenfalls angepasst. Das wird notwendig, weil mit dem Pariser Abkommen erstmals alle Länder der Welt – auch die Entwicklungs- und Schwellenländer – verpflichtet sind, Klimaschutzziele zu formulieren und umzusetzen. Damit werden nicht nur mehr Klimaschutzprojekte gebraucht, sondern auch die Regeln für den Clean Development Mechanismus überarbeitet oder eventuell ein ganz neuer Mechanismus für Klimaschutzprojekte entwickelt.

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CORSIA benötigt Klimaschutzprojekte für den Luftverkehr

Das Klimaschutzinstrument CORSIACORSIACarbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation Globales marktbasiertes Klimaschutzinstrument für den Luftverkehr. ist ein Kompensationsmechanismus, mit dem das Wachstum des internationalen Luftverkehrs ab 2020 kohlendioxidneutral erfolgen wird. CORSIA setzt dabei ebenfalls auf Klimaschutzprojekte. Beschlossen wurde es im Jahr 2016 von der UN-Luftfahrtorganisation ICAO. Dafür wurden in den letzten Jahren die Regelungen und Maßnahmen für die Umsetzung von CORSIA ausgearbeitet. Im März 2020 hat der ICAO-Rat die Zulässigkeit von sechs Klimaschutzprogrammen erklärt. Folgende Programme erfüllen bereits während der Pilotphase von CORSIA von 2021 bis 2023 die Kriterien der ICAO:

American Carbon Registry
• China GHG Voluntary Emission Reduction Program
Clean Development Mechanism
Climate Action Reserve
The Gold Standard
Verified Carbon Standard

Die Zulassung von Kompensationsprogrammen ist noch nicht abgeschlossen – Anbieter weiterer Programme können sich weiterhin bewerben.

Wichtig ist, dass Staaten, in denen die Klimaschutzprojekte zur Verwendung bei CORSIA durchgeführt werden, die dadurch erreichten CO2-Reduktionen nicht doppelt bei der Erreichung ihrer eigenen Klimaschutzziel im Rahmen des Pariser Abkommens anrechnen. Die Mechanismen werden aktuell auf internationaler Ebene entsprechend ausgearbeitet.

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Die Projekte – Nachfrage

Experten des ICAO-Umweltausschusses CAEPCAEPDer ICAO-Ausschuss für den Umweltschutz in der Luftfahrt (CAEP) ist ein technischer Ausschuss des ICAO-Rates und unterstützt den Rat bei der Formulierung neuer Umweltschutzstrategien sowie bei der Annahme neuer Standards und empfohlener Praktiken. gingen vor der Coronakrise davon aus, dass durch das Klimaschutzinstrument CORSIA ab 2021 mehrere hundert Millionen Tonnen CO2 kompensiert werden würden.

Die Menge an CO2, die durch den wachsenden internationalen Luftverkehr entsteht und kompensiert werden soll, steigt kontinuierlich. So wurde nach Recherchen der ICAO vor der Coronakrise weltweit von einer Menge zwischen 142 Millionen und 174 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2025 ausgegangen. Ab dem Jahr 2027 ist CORISA dann für weitere Staaten verpflichtend, so dass im Jahr 2035 die Menge des zu kompensierenden Kohlendioxids zwischen 443 Millionen und 596 Millionen Tonnen CO2 liegen sollte.

Bis zum 1. Dezember 2016 wurden 7.747 Projekte bei der UNFCCCUNFCCCUnited Nation Framework Convention on Climate Change Die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen soll eine vom Menschen verursachte Störung des Klimasystems verhindern, die globale Erwärmung verlangsamen und ihre Folgen reduzieren registriert und Minderungen in Höhe von 1,75 Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente verifiziert. Die vor der Coronakrise zu erwartenden Offsetting-Kosten für den internationalen Luftverkehr lägen laut einer Analyse der ICAO in 2025 zwischen 1,5 und 6,2 Milliarden USD und in 2035 zwischen 5,3 und 23,9 Milliarden USD.

Eine Möglichkeit, diese Emissionen zu kompensieren, stellen die Clean Development Mechanism Projekte dar. In Deutschland wurden bis zum Ende des Jahres 2016 mehr als 400 dieser Projekte in Entwicklungsländern zertifiziert. Bei den Partnerländern liegen China und Indien ganz vorne. Dazu kommen 58 Joint Implementation Projekte in Deutschland und anderen Industriestaaten. Im Rahmen des Pariser Abkommens werden noch neue Projektarten definiert werden.

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Der Handel mit CO2-Zertifikaten

Marktbasierte Klimaschutzinstrumente haben das Ziel, den klimaschädlichen Ausstoß von Treibhausgasen mit Kosten zu belegen und somit den Klimaschutz zu fördern, dieses Ziel aber zu vertretbaren volkswirtschaftlichen Kosten zu erreichen. Die Klimaschutzprojekte generieren in diesem Zusammenhang die Kohlendioxidzertifikate für den Handel. Ein Zertifikat entspricht immer einer Tonne CO2.

Der Handel folgt dem Prinzip, dass die Marktteilnehmer, die Kohlendioxid verursachen, die notwendigen Zertifikate von denen kaufen können, die Kohlendioxid einsparen. Dabei findet der Handel derzeit auf zwei Ebenen statt: zum einen auf den so genannten Verpflichtungsmärkten, zu denen die Emissionshandelssysteme zählen, sowie auf dem freiwilligen Markt der Crediting-Systeme. Die Verpflichtungsmärkte werden durch verbindliche regionale, nationale und internationale Vorschriften geschaffen und reguliert. Bei diesen Emissionshandelssystemen wird ein „cap“, also eine obere Grenze für die Menge an CO2 festgesetzt, die insgesamt freigesetzt werden darf. Diese Menge wird unter den Teilnehmern des Emissionshandelssystems entsprechend aufgeteilt. Wer mehr CO2 freisetzt, als ihm zugeteilt wurde, muss zusätzliche CO2-Zertifikate kaufen. Wer CO2 einspart, kann Zertifikate verkaufen. Aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage entwickelt sich dann der Preis für die CO2-Zertifikate. Der Luftverkehr innerhalb Europas unterliegt seit 2012 bereits dem Europäischen Emissionshandelssystem und wächst seitdem CO2-neutral.

Daneben gibt es die Crediting-Mechanismen, zu Deutsch etwa Gutschriftensysteme. In einem solchen Mechanismus werden handelbare Zertifikate für tatsächlich erreichte Emissionsminderungen ausgegeben. Ein wichtiger Unterschied zu den Emissionshandelssystemen ist die freiwillige Teilnahme. Die Nachfrage nach den entsprechenden Zertifikaten muss deshalb an anderer Stelle geschaffen werden. Erreicht wird dies beispielsweise dadurch, dass Zertifikate aus dem freiwilligen Markt innerhalb eines Emissionshandelssystems angerechnet werden können. Ein Beispiel dafür ist der Clean Development Mechanism innerhalb des Kyoto-Protokolls.

Diese Zertifikate nutzen vor allem Privatpersonen, Institutionen und Unternehmen, die freiwillig ihren Anteil am CO2-Ausstoß kompensieren wollen – zum Beispiel bei einer Flugreise oder für die Emissionen, die bei der Herstellung eines Produktes entstehen. Der Preis der Zertifikate hängt zum einen stark von der Obergrenze eines Emissionshandelssystems ab und zum anderen davon, wie teuer die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen ist.

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Qualitätsstandards für Klimaschutzprojekte

Vor allem der Zertifikathandel auf dem freiwilligen Markt wächst. Die Projekte werden dabei von unabhängigen Institutionen geprüft, bewertet und zertifiziert. Daraus ergeben sich Standards, die Orientierung geben sollen bei der Auswahl aus der Vielzahl von unterschiedlichsten Klimaschutzprojekten. Denn die Bewertung und Sicherstellung der Umwelt- und Klimawirkung eines Projekts ist in der Praxis sehr komplex. Die Qualitätsstandards gewährleisten die Einhaltung wichtiger Kriterien, etwa die tatsächliche und dauerhafte Einsparung von Emissionen oder auch der Beitrag des Projektes zur nachhaltigen Entwicklung an seinem Standort. Die Zertifizierung sorgt für eine angemessene Offenlegung der Ergebnisse. Das Problem: So vielfältig wie die Klimaschutzprojekte ist inzwischen auch das Angebot an Qualitätsstandards.

Der anspruchsvollste Standard im Bereich des freiwilligen Marktes ist aktuell der Gold Standard . Dieser wurde 2003 unter Federführung des WWF von einer Gruppe internationaler Wissenschaftler und Nichtregierungsorganisationen erarbeitet. Den Gold Standard für Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern können bislang nur Projekte erhalten, die auf erneuerbare Energie oder die Steigerung der Energieeffizienz setzen. Projekte, die die Kriterien des Gold Standard erfüllen, tragen neben der Vermeidung von CO2 auch zur nachhaltigen ökologischen und sozialen Entwicklung im Projektumfeld bei. Derzeit wird dieser Standard von mehr als 80 zivilgesellschaftlichen Einrichtungen sowie den Vereinten Nationen, einzelnen Regierungen und Unternehmen unterstützt.

Projekte, die den Gold Standard erreichen wollen, müssen klare Kriterien erfüllen, die von unabhängigen und bei den Vereinten Nationen akkreditierten Auditoren in jedem Projekt überprüft werden. Dazu zählen nicht nur technische Parameter zur CO2-Reduzierung, sondern zum Beispiel auch die Frage, ob sich die lokale Bevölkerung an dem Projekt beteiligt und wie die Landnutzung und der Wasserverbrauch gestaltet sind. Weiter muss das einzelne Projekt auch für nachhaltiges Know-how vor Ort in Bezug auf erneuerbare Energien oder Energieeffizienztechnologien sorgen. Zudem muss das einzelne Projekt auch immer zum Erhalt der Biodiversität und zur nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen beitragen. Durch die Zertifizierung lässt sich der Beitrag der Projekte zu den Zielen des Pariser Abkommens nachvollziehen.

Der am weitesten verbreitete Standard ist der VCS – zunächst als Voluntary Carbon Standard ins Leben gerufen, seit 2011 steht die Abkürzung für Verified Carbon Standard oder zu Deutsch „Geprüfter Kohlenstoffstandard“. Bis 2017 gab es mehr als 1300 Klimaschutzprojekte, die dieses Qualitätssiegel trugen. In allen Projekten zusammen wurden bisher mehr als 200 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgeglichen. Geprüft wird neben der dauerhaften klimaschützenden Wirkung auch, ob die Projekte das jeweilige Land auch nachhaltig in seiner Entwicklung fördern. Die Ziele des VCS-Zertifikats erfüllen die vom Kyoto-Protokoll geforderten Kriterien und Auflagen.

Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer Standards, auf die hier nicht weiter eingegangen wird. Über einige der bekanntesten Standards bei der Zertifizierung von Klimaschutzprojekten können Sie sich hier informieren:

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